Mut zum Leiten

Mut zum Leiten 3.0 – ein Impuls- und Vernetzungstag im CVJM-Haus Stuttgart

Daran durfte ich am Samstag 21.10. teilnehmen. Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut und war bei der Podiumsdiskussion und mit einem Workshop präsent.

Es ist immer wieder ermutigend aktive, gläubige, starke Frauen kennenzulernen.

Mein Workshop stand unter dem Motto: gläubig, feministisch, mutig und ging der Frage nach ob Feminismus in unseren Gemeinden mehr Raum braucht.

Die Idee dazu hatte ich, weil in meinem Leben teilweise 2 Welten aufeinanderprallen, oder reißerisch ausgedrückt: Tagsüber patriarchische Strukturen und in der Freizeit Frauenquote.

Darum haben wir zum Beginn meines Workshops mit den Teilnehmerinnen zunächst die Begriffe angeschaut.

Was verstehe ich unter patriarchischen Strukturen?

Patriarchat ist laut Duden eine Gesellschaftsordnung, bei der der Mann eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehat.

Und ich finde bevorzugte Stellung bedeutet Macht. Entscheidungen treffen.

Ist das in Deutschland so? In meinem Arbeitsalltag ja. Der Großteil der Personen in meiner Firma die Entscheidungen treffen, die Macht haben sind männlich. Tatsächlich ist es so, dass ich öfter in Besprechungen sitze in denen 2 oder mehr Männer Thomas heißen als in Besprechungen in der 2 oder mehr Frauen sind. Die Allbright Stiftung hat 2019 zu diesem Phänomen, das sie Thomas Kreislauf nennen einen Bericht verfasst. Zustande kommt das dadurch, dass sich Männer in Machtpositionen gerne mit Männern umgeben die ein Spiegelbild ihrer selbst sind.

Also, ja, in meinem Arbeitsalltag „Tagsüber also patriarchische Strukturen.“ 

Und in der Freizeit Frauenquote? Im nächsten Schritt bin ich im Workshop somit auf das Frauenstatut der Grünen eingegangen.

Ich habe die Frauenquote bei den Grünen anfangs skeptisch gesehen. Vielleicht auch weil ich eine pragmatische Frau bin und ich den organisatorischen Aufwand der betrieben wird, damit das Frauenstatut gelebt wird zu hoch fand.

Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und vermisse es im Beruf oder auch bei Besprechungen in der Kirchengemeinde.

Kurzgesagt bedeutet Frauenstatut, dass alle Gremien mindestens zu Hälfte mit Frauen zu besetzen sind und Frauen den gleichen Redeanteil in Sitzungen/Besprechungen haben.

Hier habe ich dann konkret erzählt, wie das bei grünen Besprechungen gelebt wird.

Und dadurch wurde klar, dass ich wirklich in zwei Welten lebe und führte zu meiner Eingangsfrage: Braucht Feminismus in unseren Gemeinden mehr Raum?

Hier zunächst auch noch die Begriffsdefinition: Was ist Feminismus? Laut Duden ist Feminismus das Einsetzen für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Freiheit aller Geschlechter.

Forschungsteams, die aus Männern und Frauen bestehen, produzieren im Schnitt innovativere und wirkungsvollere Ergebnisse als rein männliche oder rein weibliche Teams. Und das deckt sich auch mit meiner Erfahrung. Frauen bringen in Diskussionen andere Sichtweisen mit ein, da unsere Lebensrealität eine andere ist. Andere Lebensrealität, somit andere Perspektive. Und das ist eine Bereicherung in jeder Diskussion.

Der 2. Grund warum ich finde, dass Feminismus in unseren Gemeinden mehr Raum braucht ist, dass unsere Kirchen schon mal grundlegend männlich geprägt sind, dadurch, dass unser Gottesbild das eines Mannes ist und Jesus ein Mann war.

Mir ist kürzlich aufgefallen, dass es sein kann, dass ich eine Stunde in einem Gottesdienst sitze und nicht einmal eine Frau erwähnt wurde an der ich mich als Frau spiegeln kann. Also zum Beispiel: der Lektor ist männlich, Pfarrer männlich, Psalm von David, Lieder von Martin Luther und Jürgen Werth. In der Predigt geht es um Petrus und seine Erfahrungen mit Jesus. Und zum Beginn der Predigt macht der Pfarrer einen Witz zur Einleitung in dem es um einen Mann geht der mit seinem Nachbarn Streit hat.

Es sind sozusagen keine Frauen im Raum. Weder tatsächlich noch im übertragenen Sinn. Das führt dazu, dass ich mich weniger angesprochen fühle. Ein solcher Gottesdienst hinterlässt in mir einen faden Beigeschmack.

Mit diesem Input von mir sind wir dann in die Diskussion gestartet. Hierbei gab es einige Rückfragen zum Frauenstatut aber auch wertvollen Einblick in die Situation in den Gemeinden vor Ort.

Besonders interessant fand ich in diesem Austausch, dass eher ältere Frauen (um die 60 Jahre) dachten, dass Gleichberechtigung heutzutage in den Gemeinden gelebt wird (dafür arbeiten diese Frauen auch bereits seit 40 Jahren), jüngere Frauen (um die 20) aber teilweise berichten, dass ihre Gemeinde nach wie vor männlich geprägt sind.

Zum Abschluss haben wir dann Ideen gesammelt wie wir Frauen in unseren Gemeinden mehr Raum geben können. Hier kamen ein paar interessante Ideen zusammen wie:

  • Frauenabende nicht nur zu geistlichen Themen veranstalten sondern auch zu ganz pragmatischen wie „finanzielle Vorsorge“ oder „Selbstverteidigung“
  • als Frauen solidarisch in Besprechungen sein, auf Redebeiträge von andren Frauen hinweisen
  • für Konzerte oder Vortragsreichen auch Künstlerinnen und Rednerinnen einladen

Mein Fazit dieses Netzwerktages war: Mehr davon! Wir brauchen den Austausch zwischen Frauen unterschiedlichen Alters, in unterschiedlichen Lebenssituationen. Solche Tage sind immer bereichernd!