Wehrhaft ohne Waffen – geht das? – Annette Reif in Auseinandersetzung mit ziviler Verteidigung

Soziale Verteidigung? Wehrhaft ohne Waffen? Eine Ausstellung in Zell am Harmersbach – und parallel auf der BuGa in Mannheim – zeigt derzeit, dass so etwas möglich ist. Annette Reif, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen bei den Grünen, nahm jetzt dort auch an einem Workshop teil.

Ziviler Widerstand, dafür gibt es viele Beispiele: 

  • Die Dänen, die sich 1944 gegen die Nazi-Besetzung wehrten, indem sie die Zusammenarbeit verweigerten, ein Kriegsschiff sabotierten und jüdische Verfolgte retteten. 
  • Die Bürgerrechtsbewegung in den USA gegen die rassistische Politik mit Demos und zivilem Ungehorsam. 
  • 1968 in der CSSR, von den Sowjettruppen besetzt, gab es Sabotage, den Dialog mit den russischen Soldaten, 
  • auf den Philippinen wehrten sich die Bürger gegen Diktator Marcos, indem sie mit Sicherheitskräften redeten und die Säulen der Macht einrissen. 
  • Die Montagsdemos in der DDR vor dem Mauerfall,
  • der Aufstand gegen Pinochet in Chile 1988, 
  • die Demos derzeit in Israel gegen die Justizreform 
  • Und natürlich Mahatma Gandhi und Nelson Mandela: „Go slow“, eine Methode, einfach immer langsamer zu sein als die Gegner und ihnen so das Leben schwer zu machen.  – Beispiele gibt es genug. 

Kann wirklich nur eine Armee die Bevölkerung und ihren Lebensraum schützen oder gibt es auch andere Methoden? Eine Frage, mit der sich Annette Reif auseinandersetzte, „die militärische Lösung hat ja immer auch Macht und Geld im Blick.“ Gewaltlos in Selbstbestimmung und Freiheit,  geht das? „Mich als Christin hat das sehr herausgefordert. Welche Dinge und Werte möchte ich verteidigen? Wann würde ich aktiv werden? Eigentlich sind wir Christen ja zum Teilen aufgefordert.“ Aber ja, wenn es drauf ankäme, würde sie sich einsetzen, „für Rede- und Religionsfreiheit, diese Werte.“ Klar wurde der Aldingerin  im Workshop auch, dass Kommunen sich auf den Notfall gut vorbereiten müssen, um die kritische Infrastruktur vor Aggressoren zu schützen. „Es muss im Vorfeld überlegt werden, welche zivilgesellschaftlichen Gruppen in so einem Fall zusammenarbeiten können.“

Die Ausstellung in Zell am Harmersbach, dort im faszinierenden Rundofen, in dem einst das Hahn und Henne-Geschirr gebrannt wurde, ist noch bis zum 6. August zu sehen, dem Tag, an dem sich der Abwurf der Atombombe auf Hiroshima zum 78. Mal jährt. Sie geht auch auf die 17 Nachhaltigkeitsziele ein, die die UN-Vollversammlung 2015 beschlossen hat, um Kriege, Flucht und Vertreibung zu verhindern.