Die Windkraft und die Vernunft

Na ich bin aber in was hinein geraten!

Manchmal liegen Erwartungen und Realität weit auseinander. Diese Erfahrung musste ich diese Woche mal wieder machen. 

Ein Vortrag in dem es vermeintlich um Nachhaltigkeit ging entpuppte sich als Geschwafel eines Klimawandelleugners. Und das vor knapp 80 Zuhörerinnen und Zuhörern. Bei denen die Aussagen des hochdekorierten Professors auf fruchtbaren Boden fielen. So kam es mir zumindest vor. 

Konkret ging es in dem Vortrag darum, dass erneuerbare Energien generell ja viel zu ineffizient wären, Windkraftanlagen im speziellen in vielerlei Hinsicht umweltschädlich, durch den Infraschall auch gesundheitsschädlich und dass durch mehr Strom aus Wind- und Sonnenenergie die Gefahr eines Blackouts besteht. Vorurteile die von seriösen Wissenschaftlern vielfach widerlegt wurden, wurden in diesem Vortrag als wissenschaftlicher Konsens verkauft, und das vor Zuhörerinnen und Zuhörern die politisch und gesellschaftlich Verantwortung tragen. Und ich, mittendrin, war zu geschockt um irgendetwas zu erwidern.

Der Redner hatte aber zu dem von ihm skizierten Problem eine Lösung zur Hand: durch eine neue Generation von Atomkraftwerken, sogenannten Dual Fluid Reaktoren könnte man klimafreundlich, sehr günstig, dezentral ausreichend Strom produzieren. 

Ach super! Das klingt doch vernünftig, vielversprechend und nach einer guten Lösung. Auch ich als Grüne bin da sofort dabei. Ich bin froh, dass die Problematik der Energiepolitik gelöst ist!

Dann braucht man ja tatsächlich eine erprobte Technik wie Windkraft ja nicht mehr ausbauen. *Ironiemodus aus*

Dass gar nicht klar ist ab wann wir in Deutschland Strom aus Dual Fluid Reaktoren bekommen können, hat er auf Nachfrage dann doch zugegeben. Schließlich gibt bisher nur ein Patent, aber noch keine Versuchsreihe, von einem Prototyp ganz zu schweigen! Wenn ich bis zu diesem Punkt nur über die unsachlichen Berichte über Windkraft verärgert war, war ich spätestens beim Vortrag jetzt wirklich wütend. Da könnte man ja genauso gut auf Kernfusionsreaktoren setzen. Davon gibt es zumindest schon mehrere Dutzend Prototypen, die Serienreife ist aber genauso noch Jahrzehnte entfernt. 

Windkraft, die keinerlei Nachteile hat mit Lügen schlecht zu reden, um dann eine Energieerzeugungsart aus Sience Fiction Romanen zu glorifizieren hilft doch niemandem. 

Oder? Was steckt dahinter, hinter dieser emotionalen und populistischen Debatte?

Ich denke hier kommen zwei Faktoren zusammen: Einmal, dass der menschengemachte Klimawandel und die Folgen nicht verstanden wurde und gleichzeitig die Angst vor Veränderung. Strom soll eben weiterhin aus der Steckdose kommen und das Auto an der Tankstelle betankt werden. Diese Haltung, diese Lebensweise ist in meinen Augen gefährlich und zutiefst unvernünftig!

Wie ich, wie wir als Politikerinnen und Politiker die Menschen da abholen können, wo sie sind, ohne als Schwarzmaler, Verbotspartei oder Spinner zu gelten ist mir nicht klar. Ich habe diese Woche aufs Neue verstanden, dass es noch ein weiter Weg vor uns liegt. 

Trotzdem höre ich nicht auf einen Schritt nach dem anderen zu machen! Es lohnt sich!