Mutpol: Pflegefamilien fehlen

Dieter Meyer, Petra Bäßler und Ralf Sieger zeigten Annette Reif (zweite v.r.) Mutpol.

Mutpol ist eine der ältesten Einrichtungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Die grüne Kandidatin Annette Reif lernte sie jetzt kennen und war beeindruckt.

 400 Mitarbeiter kümmern sich in Tuttlingen und den verschiedenen Außenstellen um insgesamt 700 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, und das mit großem Engagement. Geschäftsführer Dieter Meyer, Bereichsleiterin Petra Bäßler und Ralf Sieger, stellvertretender Schulleiter der Gotthilf-Vollert-Schule, zeigten die Einrichtung, die nicht nur eine der größten, sondern auch ältesten im Land ist. 1825 wurde die „Rettungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder“ gegründet, 1966 wurde daraus das Kinderdorf mit eigener Grund- und Hauptschule.

Heute gibt es Wohngruppen in Emmingen-Liptingen, Spaichingen, Oberndorf und Rottweil, und der Bedarf an Betreuungsplätzen steigt. Denn es gibt immer weniger Pflegefamilien, weshalb Kinder und Jugendliche, die nicht mehr in ihrer Familie bleiben können, stationär untergebracht werden müssen, was die Einrichtung mit über 100 stationären Betreuungsplätzen an ihre Grenzen bringt. Mutpol bietet dafür auch Familienhilfe an, und Annette Reif erfuhr, dass Familien aus allen Milieus und Gesellschaftsschichten Hilfe benötigen. Und dass Corona sicherlich noch Spätfolgen für viele Kinder und Jugendliche haben wird. Viele werden Schwierigkeiten haben, sich nach den Lockdowns wieder ins „normale“ Leben zu integrieren, ist man sich bei Mutpol sicher.

 Die Hilfen sind breit gefächert, Mutpol arbeitet eng mit anderen Einrichtungen, Schulen und Betrieben zusammen. So können Jugendliche Betriebspraktika machen, um sich aufs Arbeitsleben vorzubereiten, und auch in der Gotthilf-Vollert-Schule von Mutpol gibt es genug Möglichkeiten, sich in der Projektwerkstatt beispielsweise an einer CNC-Maschine oder an Drehbänken zu versuchen. 50 Prozent der Schützlinge verlassen Mutpol mit einem Hauptschulabschluss, die andere Hälfte mit der Vorqualifizierung für Arbeit und Beruf (VAB). „Leben lernen“ ist das Motto von Mutpol, Junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, ins Leben zu starten, bekommen hier Hilfe und Unterstützung.

„Mein Eindruck ist, dass hier mit vollem Herzblut Verantwortung für die jungen Menschen übernommen wird“, so Annette Reif. Beim gemeinsamen Gang über das Gelände freute sich die Kandidatin über das sympathische Ambiente. „Das ist ein Zuhause, es strahlt Heimat aus. Es hat nichts vom ‚Waisenhaus‘, wie es von manchen Tuttlingern noch genannt wird.“ Die Kinder und Jugendlichen dürfen hier mitbestimmen, und das merkt man, so Annette Reif. Auch die Schule mit ihren kleinen Klassen gefiel der Kandidatin. „Sie ist individuell und liebevoll ausgestattet. Jedes Gebäude strahlt aus, dass hier mit viel Einsatz und Liebe gearbeitet wird!“