Ausblicke in unseren Wald von morgen

Der Wald, einer der wenigen Orte, der in den Lockdown Phasen der Covid-19 Pandemie aufgesucht werden kann. Viele Mitmenschen in der Region haben den Wald als Lebensquelle seither noch mehr zu schätzen gelernt. Doch wie steht es um unseren Wald? Werden unsere Kinder und Kindeskinder den Wald genauso erleben und genießen können wie wir?

Dies wurde bei der Online-Veranstaltung am vergangenen Freitag zum Thema „Zukunftsfähiger Wald“ diskutiert. Gast und Hauptredner des Abends war der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Harald Ebner, ein Spezialist in Sachen Wald. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Ortsverband der Grünen aus Spaichingen, Hermann Polzer. Die Moderation übernahm Bundestagskandidatin der Grünen, Annette Reif. Weitere Gäste waren Förster Michael Hager und Forstbeamtin Verena Dorsch als lokale Vertreter der Forstverwaltung.

Zu Beginn berichtete Hager über die Herausforderungen und Hoffnungen des Klimawandels, von der Basis, aus den Wäldern im Kreis Tuttlingen. Die zunehmende Trockenheit der Böden bereitet große Sorgen. Die Prognosen für den Wald sind alles andere als rosig. Die Fichte wird bis 2050 für die Aufforstung unserer regionalen Wälder ungeeignet sein. Die gute Nachricht, dass es stabile Prognosen für die Buche gibt, d.h. damit kann man in der Forstwirtschaft arbeiten. Es müssen Konzepte entwickelt werden sagt Hager, um den Spagat zwischen Naturschutz, Klimaschutz und wirtschaftlicher Leistung zu meistern. Noch etwas dramatischer sieht die Lage im Kreis Konstanz aus, lt. Dorsch, dort geht die Fichte verloren und momentan ist man ratlos, wie es weiter gehen soll.

Daran anschließend wies Ebner in seinen Ausführungen drauf hin, dass die erneuerbaren Energien von der Regierung und den Vorgängerregierungen lange Zeit viel zu wenig fokussiert wurden. Das war eine fatale Entscheidung für bzw. gegen den Klimaschutz. Die Trockenheit und Dürre der vergangenen Jahre, in bisher noch nie dagewesenes Ausmaß, hat 2020 in Deutschland zu 250 Tausend Hektar Schadholz geführt. Holz, dass so eigentlich für den Holzmarkt und die Holzwirtschaft nicht vorgesehen war. Deshalb sprechen wir heute von der Holzpreiskriese durch massiven Preisverfall.

Doch wie sieht die Lösung aus?  – Wir müssen den Wald umbauen!

Ebner sieht die gezielte Aufforstung mit neuen, resistenten Baumarten als umstritten an. Es gibt zu wenige Forschungsergebnisse die nachweisen, welche Baumarten für unser Klima geeignet sind und ob das auch in 50 Jahren noch funktionieren wird. Sein Focus liegt auf der Wiederbewaldung durch Naturverjüngung. Eine Vielfalt durch Naturnähe ist die bessere Strategie. Das bedeutet Mischwald statt Monokulturen, viele unterschiedlichen Altersstrukturen, Dauerwald statt Kahlschlag und ein gutes Wildtiermanagement. Sehr wichtig sei dabei, dass die Biomasse, das Totholz, im Wald belassen wird und dass weniger geschlagen wird als nachwächst. Das ist effizienter Umgang mit dem Rohstoff Holz. Verschwendung beenden und auf Langlebigkeit setzen. Für die Umsetzung müssen, lt. Ebner, Anreize geschaffen werden in Form von ausreichenden Fördermitten und gesetzlicher Unterstützung der Regierung.

Holz ist klimafreundlich und effizient! Es ist ein zukunftsfähiger Rohstoff, der durch das gemeinsame und richtige Agieren aller Beteiligten – Bund, Land, Forstämter, Waldbesitzer und Mitmenschen – erhalten bleiben kann. Es muss in unser aller Interesse sein, den Fortbestand des Ökosystems Waldes mit seinen vielfältigen Funktionen erhalten zu wollen.