Lasst uns nicht zu einseitig denken!

Seit 12 Monaten existiert in den Medien, Gesprächen und Köpfen nur noch das eine Thema: CORONA!

Wir befinden uns inmitten einer Pandemie, einer nie dagewesenen Situation, mit welcher wir alle zu kämpfen haben. 

Allerdings scheinen wir darüber hinaus zu vergessen, dass wir weitere, wichtige Gesundheitsthemen haben, mit denen wir uns gleichermaßen beschäftigen sollten. 

Heute möchte ich auf die bestehenden und zunehmenden Antibiotikaresistenzen aufmerksam machen. Sie werden unsere Zukunft und unser Gesundheitswesen wesentlich beeinflussen, wie Gesundheitsexperten prognostizieren.

Die Prognose eines Berichtes der WHO (World Health Organisation) besagt, dass bis 2050 weltweit jedes Jahr zehn Millionen Menschen an nicht zu kontrollierenden Infektionen sterben könnten. Grund: resistente Bakterien.

Antibiotika sind eigentlich unersetzliche Helfer zur Bekämpfung von bakteriell verursachten Krankheiten.

Wie konnte es aber zu den Resistenzen kommen? Wollten wir mit den Antibiotika denn nicht helfen und Leben retten? Genau, das war der ursprüngliche Ansatz.

In unserer modernen Welt hat sich viel verändert.  Viele nehmen Antibiotika sehr selbstverständlich ein, ohne kritisch zu hinterfragen, weshalb auch? Es gibt offensichtlich fast keine Nebenwirkungen und die Wirksamkeit hat hervorragende Erfolge. Zum Einsatz kommen überwiegend Breitbandantibiotika, d.h. Gießkannenverteilung gegen alle schädlichen Bakterien aber damit einhergehend passiert auch die Zerstörung der nützlichen Bakterien im Organismus.  

Bakterien sind schlau. Sie finden immer wieder neue Wege Resistenzen gegen die vorhandenen Antibiotika aufzubauen und damit werden diese unwirksam. Ständige Weiterentwicklungen von neuen Antibiotika zur Bekämpfung die resistenten Bakterien trieben die forschenden Unternehmen im letzten Jahrzehnt an und werden das auch in Zukunft weiter tun.

Hinzu kommt, dass Fleisch heute ein Grundnahrungsmittel ist, früher war es ein Luxusgut.  Hier der Fleischkonsum pro Jahr weltweit in Zahlen: 1980: 140 Mio. Tonnen / 2000: 240 Mio. Tonnen / 2020: 340 Mio. Tonnen.
Um dem zunehmenden Bedarf gerecht zu werden, entstanden in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel Betriebe mit Massentierhaltung. Hier wird Antibiotika in großem Stil präventiv eingesetzt. Damit werden Erkrankungen unterdrückt und Erträge maximiert.

Mittlerweile werden weltweit mehr Antibiotika an gesunde Tiere vergeben als an kranke Menschen! Da läuft doch etwas schief, oder? 


Was können wir tun? 

  • Umsichtiger mit der Einnahme von Antibiotika sein 
  • Den eigenen Fleischkonsum überdenken – ist nicht weniger mehr? Wir sollten auf kontrollierte Qualitätsware achten. Wir sollten mehr Fragen stellen, wo das Fleisch herkommt und unter welchen Bedingungen die Tiere aufwachsen durften. 
  • Sensibilisierung, d.h. mit einem Antibiotikum gezielt die schädlichen Bakterien bekämpfen und nicht die Gießkanne benutzen.
  • Und ich sehe es als meine Aufgabe, mich im Bundestag dafür einzusetzen, schnell tätig zu werden. Wir möchten ein würdevolles Leben für die Tiere durch die Reduzierung der Massentierhaltung – Qualität statt Quantität- und damit den Einsatz von Antibiotika auf dessen Notwendigkeit als Arzneimittel reduzieren.  

Keiner wird Interesse daran haben, an einer Blasenentzündung zu sterben, nur weil es keine wirkenden Antibiotika mehr gibt.

„WIR WISSEN, DASS ES KEINE WUNDERWAFFE GEGEN ANTIBIOTIKARESISTENZEN GIBT, DESWEGEN MUSS DIE WELTGEMEINSCHAFT JETZT HANDELN“

JIM O’NEILL, ehemaliger Goldman-Sachs-Chefökonom