Müll oder Rohstoff?

Vor einigen Tagen habe ich das Entsorgungs- und Recyclingunternehmen ALBA besucht. ALBA ist weltweit tätig, das zweitgrößte Entsorgungsunternehmen Deutschlands. In Süddeutschland wird mehr als die Hälfte des Umsatzes mit Gewerbeabfällen gemacht. Der verbleibende Anteil wird durch Dienstleistungen für Kommunen und Betreiber dualer Systeme (Gelber Sack/Gelbe Tonne, Glas- und Papierverpackungen) erzielt.

Ich hatte die Möglichkeit, mich mit dem Geschäftsführer Hannes Oesterle am Standort in Dunningen auszutauschen und im Anschluss auf dem Recyclinghof in Zimmern das operative Geschäft zu beobachten.

In den Landkreisen Rottweil und Tuttlingen hat ALBA momentan den Auftrag der Landratsämter, die Hausmüllentsorgung durchzuführen. Das heißt, dass die Leerung der Hausmüllbehälter, aber auch der Betrieb der Wertstoffhöfe durch ALBA durchgeführt werden. 

Ich schreibe „momentan“, da diese Verträge regelmäßig neu vergeben werden, in der Regel alle 8 Jahre. Durch die Höhe des Vergabevolumens müssen diese Aufträge europaweit ausgeschrieben werden. 2022 wird in Tuttlingen neu vergeben. 

Obwohl ich mich mit dem Thema Müll schon häufig beschäftigt habe, gab es viele neue Gesichtspunkte. So war mir nicht klar, dass es im Landkreis Rottweil noch den Gelben Sack gibt, und es auch Gemeinden im Landkreis Tuttlingen gibt, die nicht die Gelbe Tonne benutzen. Ein Nachteil der Gelben Tonne ist laut Herrn Oesterle, dass mehr Fehlwürfe – also Stoffe, die keine Leichtverpackungen sind – darüber entsorgt werden als bei Gelben Säcken.

Mülltonnen im Landkreis Rottweil sind mit einem Chip ausgestattet, der vom Müllfahrzeug gescannt wird. So wird verhindert, dass die Mülltonnen von Haushalten, die mit der Zahlung der Müllgebühr in Verzug sind, geleert werden. 

Wir sprachen natürlich auch über den dispositiven Aspekt, schließlich müssen bei Wind und Wetter täglich ca. 8000 Behälter in unserer Region geleert werden. Dabei kommen mehr als 30 LKWs zum Einsatz, im Landkreis Tuttlingen teilweise als Seitenlader. Dies hat den Vorteil, dass der Ladeprozess automatisch durchgeführt werden kann, allerdings sind hierfür spezielle Kenntnisse des LKW-Fahrers notwendig (der LKW ist ein Rechtslenker und die Tonnen müssen mit einem Greifarm gepackt werden). 

Von der Politik erwartet Herr Oesterle, dass sie die Stimmen der Betroffenen anhört, z.B. des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft, damit Verwaltung und Politik wissen, wie die betriebliche Wirklichkeit auf den Recyclinghöfen aussieht. Auch die Problematik bei Verpackungen aus unterschiedlichen, fest miteinander verbundenen Stoffen sprach Herr Oesterle an. „Die feste Verbindung der verschiedenen Materialien führt dazu, dass man sie im anschließenden Verarbeitungsprozess nicht voneinander trennen kann – dadurch sind sie leider nicht recyclingfähig. Ein Beispiel ist hier die flexible Folie bei Aufschnitt- oder Käseverpackungen.“. Immer wenn eine Verpackung allerdings aus verschiedenen Materialen besteht, die voneinander trennbar sind, ist es wichtig, dass wir Verbraucher möglichst diese Teile schon selbst voneinander lösen, bevor wir sie in die Tonne, respektive in den Sack werfen. Wenn also der Deckel einer Waschmittelflasche aus einem anderen Kunststoff besteht als der Verschluss, ist es sinnvoll, Flasche und Deckel getrennt in die Gelbe Tonne/den Gelben Sack zu werfen! Oder auch der Deckel des Joghurtbechers: Er besteht aus Aluminium und sollte abgetrennt vom Becher in den Gelben Sack/die Gelbe Tonne geworfen werden. Das hatte ich mir im Vorfeld so noch nie überlegt, werde aber in Zukunft darauf achten. Eine nachhaltige und wirkungsvolle Lösung kann hier aber nur eine Gesetzesänderung bewirken, die Verpackungsmittelentwicklern klare Vorgaben macht!

Es war für mich als Verbraucherin und Politikerin ein sehr interessanter Termin, vielen Dank an Herrn Oesterle für seine Zeit und seine Mühe!